'Celtic Fields' – Stiefkinder der
Archäologie
Spuren urgeschichtlicher Beackerung in West-,
Mittel- Nord- und Osteuropa: Zur Terminologie
Die hier gezeigten Grafiken beruhen auf Laserdaten, nur in den wenigsten Fällen gibt es nähere Untersuchungen oder zumindest eigene Begehungen. Insofern kann sich die verwendete Terminologie primär nur auf die aus den Laserdaten erschlossenen Geländeformen beziehen und ist insofern eine rein morphologische Terminologie, was zu mancherlei Verständnisproblemen führen kann. Erheben sich beispielsweise Felder ganz deutlich über das angenommene natürliche Bodenprofil (was ohnenhin nur in ebeneren Lagen erkennbar ist), gehe ich davon aus, dass es sich um ein Ergebnis künstlicher Aufhöhung durch ständig wiederholte Einbringung von Stallmist oder anderes düngendes Material handelt und bezeichne dieses als Esch. Bodenkundler und Geoarchäologen sprechen aber auch an solchen Stellen von Eschböden, wo sie einen solchen Auftrag nachweisen können, auch wenn er in den Laserdaten nicht in bemerkbar ist. Historische Geographen verwenden viel detailliertere Begriffsbestimmungen, die auch u.a. die Flurgeschichte und die älteren überlieferten Namen mit einbeziehen.
Ähnlich ist es mit der Bezeichnung Wölbbeete. Rein laser-morphologisch bezeichne ich hier alle schmalen, langgestreckten, parallelen und aufgewölbten Beete als Wölbbeete, unabhängig davon, ob es ursprünglich Acker- oder Grünlandkultivierung war und nehme durchaus auch in Kauf, dass es sich in Einzelfällen um ganz etwas anderes, z. B. Spuren früherer Aufforstung oder um vormittelalterliche Spuren handeln kann. Bodenkundler und Geoarchäologen könnten aber anders urteilen und z. B. Auftragsböden darunter feststellen und von Eschböden reden. Historische Geographen würden auch hier erheblich mehr differenzieren und z. B. Grünlandkultivierung von Ackernutzungen unterscheiden und Begriffe wie Gewannfluren kämen ins Spiel.
Ähnliches gilt für Langstreifenfluren, die hier rein morphologisch aufgefasst sind, die Unterscheidung der Reliefreste von Meilern usw. und nicht zuletzt für den antiquarischen Begriff 'Celtic Fields', der hier in einem sehr weitgehenden Sinne nur deswegen verwendet ist, weil er international verstanden wird. Dietrich Denecke hat einmal einen Kriterienkatalog zu 'Celtic Fields' aufgestellt, der zwar ungemein plausibel erscheint, aber in Praxis kaum durchsetzbar ist, es sei denn, bei speziellen ausführlichen interdiszipinären Fallstudien.
Eine Aufteilung von 'Celtic Fields'
in verschiedene Untertypen findet hier nur ausnahmsweise und eher unsystematisch
statt. Gelegentlich sondere ich "Langfelder" ab, eine rein morphologisch
zu verstehende Bezeichnung für Rechteckparzellen, die mehr als doppelt so lang
wie breit sind, aber nicht den für Wölbbeete typischen Querschnitt aufweisen.
Man kann einigermaßen unterscheiden von offenbar ungeplanten, organisch
gewachsenen Systemen und solchen Systemen, die eine übergeordnete Planung
voraussetzen, mit allen Übergangsformen. Außerdem ist zu bedenken, dass die
Errichter der Parzellen ihre Vorstellungen in ungegliedertem Flachland besser
verwirklichen konnten als in buckeligen Jungmoränen oder im Bergland, wo in
steileren Lagen
nur noch Terrassenbildungen vorkommen, die von der Urgeschichte bis in die
Neuzeit ähnliche oder gleiche Formen haben. Bei 'Celtic Fields' vermeide ich den
Ausdruck "Erhaltung" weitgehend und rede lieber von "Ausprägung". Man kann nur
aus der Datenmorphologie oft kaum unterscheiden, ob deutliche Parzellen vorab
als Wälle angelegt wurden oder sich durch jahrzehnte- bis jahrhundertelanges
Aufwachsen gebildet haben. Bei schwachen Parzellenrändern bleibt oft unklar, ob
sie primär so waren oder erst durch irgendeine Art von Verflachung, z. B. durch
jahrhundertelange Beweidung, ihre heutige Form angenommen haben.
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