'Celtic Fields' – Stiefkinder der Archäologie
Spuren urgeschichtlicher Beackerung in West-, Mittel- Nord- und Osteuropa: Grafiken interpretieren
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Am Beispiel von elf Fundstellen wird die Interpretation der gezeigten Grafiken erläutert, was zu einer ziemlich langen Webseite geführt hat. Wer schon einige Erfahrung hat, kann vieles überspringen!

Beispiel 1: Der Sackelberg bei Garsdorf, Oberpfälzer Jura, Bayern, Deutschland

A: Dorf (Häuser, Gärten), B: heutiges Ackerland, C: Stauteiche, CFs: 'Celtic Fields', D: Grabhügelgruppe (besser in der Reliefansicht erkennbar), E: Kleindolinen (über eingebrochenen Hohlräumen im Kalkuntergrund), F: moderne Schneise (besser im Luftbild erkennbar), G: Ausrichtung der forstwirtschaftlichen Holzrückegassen (besser in der Reliefgrafik und im Luftbild erkennbar, im Südosten abweichende Richtungen)

In der Reliefgrafik sind die Grabhügel besser erkennbar als in der obigen, auf einer Difference Map beruhenden Grafik. Gut erkennbar auch die Erdhaufenreihen längs mancher Wege und der Schneise sowie die Dolinen. Die 'Celtic Fields' sind nur bei passender Beleuchtungsrichtung und guter Ausprägung gut zu erkennen.
 

In dem Google-Maps-Luftbild werden vor allem die Häuser, der Waldumriss sowie die Wege
 und die Rückegassen im Wald deutlich und besonders die Art und der Zustand der Waldbedeckung.

Beispiel 2: Odderade-West, Dithmarschen, Schleswig-Holstein, Deutschland

Die Spuren von 'Celtic Fields' sind im südlichen der beiden Waldstücke gut erkennbar. Der Wald ist durch die "Rauheit" des Untergrundes (erhöhtes Datenrauschen) gut vom umgebenden Wirtschaftsland zu unterscheiden. A: Jetziges Ackerland, teils in Grünlandnutzung, B: Grünlandnutzung, mit sicheren oder fraglichen Spuren von 'Celtic Fields', C: Grünland über Wölbbeeten, D: neu aufgeforstete Wölbbeete mit rezentem Damm, E: schlechtere Datenauflösung über dichtem Nadelwald.

Beispiel 3: Brodziszewo-West / Lipnica-NW, Großpolen

A–A: Daten-Bruchlinie, westlich gute Datenauflösung, östlich schlechte Datenauflösung im Wald. B: Materialentnahmegruben, C: künstliche Teiche, D: beackert, E: Hügelgrab, F: Moderner Hügel als Zentrum eines Kreisverkehrs, G: Häuser/Gärten, H: neue Aufforstungen.


Ansicht in Google Maps. Möglicherweise ist die Ansicht aktueller als die Laserdaten, denn in denen sind noch keine Spuren von Rodungsinseln erkennbar. 

Reliefansicht. Westlich der Datenbruchlinie sind nicht nur die gekammerten 'Celtic Fields' vom Typ Przemęt incl. der Ränder der übergeordneten Parzellen klar erkennbar, sondern auch eine dichte Streuung kleiner Gruben, wahrscheinlich von Grubenmeilern (die in der obigen Grafik nicht sehr deutlich sind). Östlich der Datenbruchlinie lassen sich die Ränder übergeordneter Parzellen kaum erkennen, die Kammerung ist allenfalls zu erahnen. Hätten nur die östlichen Daten vorgelegen, wäre die Stelle wahrscheinlich als unsicher und unspezifisch klassifiziert worden.

Beispiel 4: Ratekau-Beutz, Schleswig-Holstein, Deutschland

A: heutiges Ackerland, B: Kies-Baggerseen, C: Mergelkuhlen oder Toteislöcher, D: vermoorte abflusslose Senken, E moderne Aufforstungen. In den mit A bezeichneten Bereichen des heutigen Ackerlandes sind holzmaserartige Spuren erkennbar, die auf Fehler in der Datenerstellung zurückzuführen sind oder ein unerwünschter Effekt der Datenaufbereitung (kurz nach 2006) sind. Im Wald gehen diese Spuren im Datenrauschen fast ganz unter.

Reliefansicht. Hier werden die holzmaserartigen Effekte im "glatten" Ackerland besonders deutlich.

 

 

 

 

 

 

 

Das Google-Earth-Luftbild zeigt den Waldumriss sehr klar, aber auch den Unterschied von historisch altem Wald zu neueren Aufforstungen.

Beispiel 5: Erlangen-Meilwald, Bayern, Deutschland

A: Materialentnahme/Bergbauspuren, B Altwegfächer, C Häuser/Gärten, D Stauteiche, E Bebauung, F Aufschüttung. Die schwach ausgeprägten 'Celtic Fields' sind nur in wenigen ungestörten Waldpartien gut erkennbar.

Die Reliefgrafik macht die vielfältigen Störungen des stadtnahen Waldareals deutlich. Details der 'Celtic Fields' verschwinden.

Beispiel 6: Krynki-NW, Galicien, Südost-Polen

A: Heutiges Ackerland, B: Ackerland, Häuser, C: durch extrem intensive Forstwirtschaft aller Spuren verlustig gegangener Wald, CFs: eng gekammerte 'Celtic Fields' vom Typ Szczekotowo, D: möglicherweise Fragmente einer mittelalterlichen Langstreifenflur. Die entscheidende Partie, wo eine Interkation zwischen 'Celtic Fields' und Langstreifenflur stattgefunden haben mag, scheint für immer zerstört zu sein.

Die Reliefgrafik bringt gegenüber der Difference Map basierten Grafik keine zusätzlichen Erkenntnisse.

 

Auch im Google-Maps-Luftbild wird das Ausmaß der extrem bodeninvasiven forstlichen Maßnahmen deutlich.

Beispiel 7: Grænge Skov, Falster, Dänemark

A: Heutiges Ackerland, B: Grabhügel / Hügelgruppen, C: (ehemalige) Kleinseen und Teiche, D: durch Forstaktivitäten (Stubbenhaufen) stark gestörte Areale, E: historische Pflanzkämpe / Eichelgärten, F: natürliche Senken, vermoort, heute entwässert.

Unten links: Das gleiche Areal unter Verwendung von älteren Laserdaten zeigt, dass die forstlichen Störungen ganz neu sind. Allerdings beruhen diese Laserdaten von 2007 auf recht groben Punktewolken, was eine erheblich schlechtere Auflösung und Erkennbarkeit der Spuren im Wald zur Folge hat.  

Unten: Die Reliefansicht macht noch einmal die Schwere des forstlichen Eingriffs klar. Dass die Abstimmung zwischen Forst und Denkmalpflege hier nicht funktionierte, wird schon durch die zur Hälfte betroffene (registrierte) Grabhügelgruppe im Nordwesten deutlich. ('Celtic Fields' sind in Dänemark nur selten registriert und geschützt.)  

Beispiel 8: Kamieniec-Ost, Großpolen


A: gekammerte 'Celtic Fields' vom Typ Przemęt, B: schwach ausgeprägte Reste von 'Celtic Fields', C: Erdentnahmegruben, D: (mit Richtungspfeilen) Spuren einer Langstreifenflur (?), E: (mit Richtungspfeilen) Spuren forstlicher Aktivitäten, F: gestörter Waldboden mit Stubbenwall, G: stark gestörter Waldboden mit großem Stubbenwall, H: Bruchlinien mit leichtem Daten-Höhenversatz .

 

 

Beispiel 9: Feldafing-Schmälerholz, Bayern, Deutschland

A: Häuser, Gärten, B: Hallstattzeitliche Grabhügelgruppe, C: Grabhügelgruppe, CFs: gekammerte 'Celtic Fields' vom Typ Przemęt, D: Pseudostrukturen durch mangelnde Datenauflösung bzw. forstliches Chaos, E: Wölbbeete unter Wald, F: Altwegespuren (Fächer), G Deponien, H: Bauwerke, J: Sportareal

Beispiel 10: Kludno-Nordost, Zentralpolen

A: Häuser, Gärten, B: heutiges Ackerland, C: fragmentarische Langstreifenflur (mittelalterlich?), D: 'Celtic Fields' mit Andeutungen einer Kammerung, E: forstliche Pflanzinseln, F: Stubbenwälle, ?: Spuren unbekannter Herkunft. Die Langstreifenflur kappt deutlich die 'Celtic Fields'.

In der Reliefgrafik links sind die forstlichen Stubbenwälle auf Grund ihrer "Schärfe" deutlich besser von den archäologischen Spuren zu unterscheiden als in den Grafiken oben. 

Im Google-Maps-Luftbild (unten) werden vor allem die Pflanzinseln augenfällig.

Beispiel 11: Errindlev-Keldskov, Lolland, Dänemark

A: heutiges Ackerland (mit einzelnen Mergelgruben oder ehemaligen Tränken), B: angelegte Teiche, C: Grabhügel bzw. -gruppen innerhalb und außerhalb des Waldes, D: Toteislöcher?


 

Dieser Wald fand hier deswegen Aufnahme, weil er extrem stark von modernen Entwässerungsgräben durchzogen ist, wodurch die auf einer Difference Map basierende Grafik unübersichtlich wird.

 

 

In der Reliefansicht (unten) sondern sich die sanfteren archäologischen Spuren deutlicher von den scharf konturierten Entwässerungsgräben ab.

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